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Gründe fürs Gründen – Mein Weg in die Selbständigkeit 1/2

23. April 2021
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Gründe fürs Gründen – Mein Weg in die Selbständigkeit 1/2

Seit 2011 bin ich hauptberuflich selbständig, nachdem ich eine Zeitlang als Angestellter in der Medienbranche verbrachte. Heute werde ich oft von Freunden, Bekannten und Kunden gefragt, wie ich den Weg vom Angestellten und Familienvater in die Selbständigkeit geschafft und mein Hobby zum Beruf gemacht habe. Gerne möchte ich meine Geschichte hier kurz erzählen. Wahrscheinlich vergesse ich einiges – daher kann es sein, dass ich zukünftig noch weitere Geschichten dazu schreibe.

Also los.

Immer schon Unternehmer im Kopf

Schon als junger Mann (also gaaanz lange her) war mir klar dass ich mal mein eigener Chef sein und mein eigenes Ding machen will – auch Verantwortung zu übernehmen für das eigene Handeln und für andere Menschen reizte mich schon sehr früh. Nachdem ich mit 20 Jahren nach Meinung der Geschäftsführung noch zu jung war, um in einer großen Bäckereikette als Franchisepartner einzusteigen (wer weiß, ob die Recht hatten), habe ich erstmal mit Jobs meinen Lebensunterhalt bestritten. Als junger werdender Papa überkam mich dann erstmals die Vernunft und die Idee, etwas Konventionelles zu machen. Immerhin waren es jetzt Familienentscheidungen, die getroffen wurden. Also folgten Ausbildung, Festanstellung, Studium neben dem Beruf und ein sicherer Job mit Aufstiegschancen, Wechsel in einen Konzern als Führungskraft, alles chic. Das sollte jetzt der Weg sein. Sollte.

Infolge dessen habe ich viele Jahre in Büros verbracht, Zahlen hin und her geschubst, mich weitergebildet, an Meetings mit viel (schlechtem) Kaffee teilgenommen, mich teilweise über Vorgesetzte und Kollegen geärgert, viele Entscheidungen akzeptieren müssen und mich oft gefragt, warum ich mir das eigentlich alles antue. Einen Sinn suchte ich lange vergeblich und so wuchs auf der einen Seite der Frust über die verschwendete Lebenszeit und andererseits der Wille nach einer Arbeit, die mich fordert, ausfüllt und auch noch zufrieden macht.

Und da war noch immer der Wille nach der Verantwortung für die eigenen Entscheidungen, dem unternehmerischen Denken und Handeln, der Kreativität. Freie Zeiteinteilung, um näher an der Familie zu sein (mittlerweile hatten wir drei Kinder), morgens keinem Bürodrachen zu begegnen, nicht jeden Tag im Stau zu stehen.

Ich brauchte das Geld (2001)
Ich brauchte das Geld (2001)

Geld – Die falsche Motivation

Ein entsprechendes Gehalt muss der perfekte Job auch noch bieten? Hmm, für manche mag das stimmen. Viel Geld zu verdienen war für mich allerdings nie die „Motivation Nummer eins“ (ich wehrte mich aber auch nie dagegen…). Schmerzensgeld ist absolut nicht mein Ding und ist auch alles andere als nachhaltig. Ein Beispiel? Ich hing viel zu lange (Jahre!) an einem Job in einer Firma fest, in der ich dachte, verhältnismäßig viel Geld zu verdienen – verglichen mit den Anforderungen die an mich gestellt wurden. Ist doch super dachte ich  – den Job riskiere ich nicht. Und so verstrich die Zeit… viel Zeit, und ich sah nur die Bequemlichkeit, das Geld, die Gewohnheit. Der Unternehmer in mir wurde leise… (aber er war noch da!)

Erst als ich irgendwann langsam merkte, dass mir Dinge fehlten, die mir persönlich wirklich wichtig sind, war es schon zu spät. Der Frust hatte sich bereits eingenistet. Habt Ihr schon mal den Begriff Bore Out gehört? Tadaa – bitte schön. Und das alles weil ich glaubte, das Geld und Sicherheit eben alles sind. Es war ja so schön bequem. Jeden Monat kam da was und viel machen musste ich ja auch nicht. Easy Job… nein, das Gegenteil sollte sich herausstellen. Eine Sackgasse.

Links: Mein Arbeitsplatz, Rechts: Montag - Freitag 9 Uhr in Hamburg
Links: Mein Arbeitsplatz, Rechts: Montag – Freitag 9 Uhr in Hamburg

Sicherheit oder wie Schwiegervater sagen würde: Da weisst Du was du hast

Als dreifacher Familienvater weiß ich sehr gut, wovon ich rede, wenn es um Sicherheit geht. Da unsere Kinder zu jener Zeit noch klein waren, konnte meine Frau nichts beisteuern, so dass alles an mir hing. Uns ist es enorm wichtig, dass die Kinder einen Elternteil um sich haben, denn wir stehen nicht so auf dieses Alles-auf-Zwang-unter-einen-Hut-bekommen-auf-Kosten-der-Entwicklung-wollen-Ding, koste es nun was es wolle. Darüber diskutiere ich gerne und kontrovers, aber ich weiss dass das jeder anders sieht und unser Weg kann dabei keine allgemeine Empfehlung sein. Meine Frau und ich vertreten da jedoch einen klaren Standpunkt. Das andere Elternteil kann sich auch noch später beruflich entfalten (was meine Frau nun heute auch macht). Da ich nun also eine fünfköpfige Familie ernährte (und zwar gerne), war es wohl auch nicht verwunderlich, dass ich den vermeintlich sicheren Job als Angestellter so lange Zeit festhielt.

Irgendwann hatte diese sogenannte Sicherheit aber nicht mehr das Gewicht wie früher. Insbesondere, als der Frust in meinem Kopf immer mehr wurde und das Verlangen nach einer Veränderung nicht mehr wegzudiskutieren war. Fortan regierte nur noch das Streben nach der Vereinbarkeit von Familie, Job, Gesundheit, Freizeit, Selbstverwirklichung – kurz gesagt Erfolg, beruflich wie privat. Es war klar, den perfekten Job, der all dieses vereint, kannst Du Dir nur selbst erschaffen. Den gibt es sonst nirgendwo anders. Die einzige Lösung: Selbständigkeit, Gründung des eigenen Unternehmens, Entrepreneurship. Wie auch immer Du es nennen willst.

Wie werde ich meinen alten Job los?

Der Entschluss war also klar – der alte Job muss weg und die Selbständigkeit ist der einzig in Frage kommende Weg. Das Risiko, evtl. zu scheitern war es mir nun wert – Hauptsache ich komme raus aus dieser Einbahnstrasse – nur wer etwas wagt kann etwas gewinnen (klingt abgenutzt, stimmt aber). Nun hatte ich ein Problem. Du sitzt im Büro Deines (Noch-) Arbeitgebers und bist mit Deinen Gedanken immer ganz woanders. Bei möglichen Geschäftsideen, Deinem neuen Homeoffice, Deiner Familie, malst Dir Dein neues Leben aus, in vollen Zügen. Ich schrieb Konzepte und recherchierte, was das Zeug hielt.

Wie schaffte ich jetzt den Absprung aus dem alten Job? Ich mache es kurz, da es sicher vielerlei Varianten gibt, sich langsam aber sicher aus einem Job zu verabschieden. Manche sind sicher weniger arbeitgeberfreundlich. Ich habe einfach gekündigt, nach fast 10 Jahren im selben Unternehmen. Ihr könnt Euch vielleicht nicht vorstellen, was dies für einen positiven Impuls bei mir und bei meinem Chef ausgelöst hat. Was war das die letzten Jahre für ein Stress – immer so zu tun als wenn Du Deinen Job liebst, Du viel zu tun hast, wichtig bist, aber irgendwie doch jeder merkt, dass Du Dich nur noch zur Arbeit quälst.

Zwar war jetzt der Weg in die Selbständigkeit geebnet, jedoch kam jetzt zeitgleich wie aus heiterem Himmel eine Jobofferte aus dem einzigen Unternehmen, in das ich noch mal den Weg des Angestellten hätte gehen wollen – ja für das es sich lohnen sollte noch einmal die Aktentasche in die Hand zu nehmen. Es war der große Verlag Gruner & Jahr, welcher mich als Führungskraft einstellen wollte. Zwickmühle. Ok, mach ich, kann man sich ja mal anschauen. Was habe ich zu verlieren?

Es hat keine 3 Monate gedauert, bis ich da wieder rauswollte – das Verlangen nach Selbstverwirklichung und Selbstbestimmung war mittlerweile zu ausgeprägt. Und der Kaffee war auch nicht besser bei denen, vielleicht ein bisschen. Die Kantine war auch nur in den ersten Wochen interessant, bis ich auf einmal immer mehr zunahm. Nicht gut für mich.

Also alles auf Anfang. Job canceln. Gründen!

…Fortsetzung im 2. Teil

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